Von Noreen Hirschfeld
Rund hundert Teilnehmer waren am 04. Mai im Crowne Plaza Hotel in Heidelberg erschie-nen, zur Jubiläumsveranstaltung des Heidelberger Namibiatags. Seit zehn Jahren organisie-ren der Vorsitzende des Rhein-Neckar-Bezirks der Deutsch-Namibischen Gesellschaft Dr. Horst Eichler, seine Frau Mareille Ahlers-Eichler und weitere Helfer diesen besonderen Tag für Namibiafreunde und Interessierte – immer mit großem Erfolg und guter Resonanz.
Zu Beginn überbrachte die Leiterin des Agendabüros der Stadt Heidelberg einige Grußworte des Oberbürgermeisters Dr. Eckhart Würzner, unter dessen Schirmherrschaft der Namibia-tag jährlich stattfindet. Frau Mannsperger, Leiterin des DNG-Büros in Göttingen, dankte Herrn Eichler im Namen des DNG-Präsidenten Klaus A. Hess für sein jahrelanges Engagement.
Auch dieses Jahr waren wieder viele interessante Beiträge von verschiedenen Referenten zu hören. So beleuchtete Dr. Thomas Christiansen von der Universität in Gießen die namibische Wirtschaft hinsichtlich des Uranium Rushs an der Westküste Namibias. Wenn alle geplanten Vorhaben realisiert würden, könne Namibia zum zweitgrößten, vielleicht sogar zum größten Uranproduzenten der Welt werden. Momentan würden allerdings viele Pläne aufgrund des geringen Uranpreises auf Eis liegen. Allerdings sei dabei auch zu bedenken, dass die Abbaugebiete großteils in Naturschutzgebieten liegen und somit sowohl negative Auswir-kungen auf die Umwelt als auch auf den Tourismus haben würden.
Christian Graefen von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit betrachtete die Landreform auf entwicklungspolitischer Perspektive. Nach wie vor seien 77 Prozent des kommerziellen Landes in weißer Hand. Laut Landreform sei der Plan, bis 2020 49 Prozent umzuverteilen. Viele der Ländereien die dem Staat angeboten würden, würde dieser nicht kaufen. Hervorzuheben sei die friedliche Handhabung der Umverteilung. Aber er sprach auch die Probleme einiger Neufarmer an, die keine Erfahrung mit dem Bewirtschaften ihres Landes hätten. Dafür finanziere Deutschland ein Farmer Support Programme, in dem Profi-Farmer, 2.500 Neufarmer coachen.
Über den Aufstieg und Fall des Basic Income Grants (BIG), das nun nach fünf Jahren aus-läuft, berichtete der ehemaliger Senior Lecturer der UNAM Dr. Rigmar Osterkamp (ausführli-ches Interview zum Thema s. Namibiamagazin 1/2013).
Der Filmemacher Thorsten Schütte von der Filmakademie Ludwigsburg klärte die Teilnehmer über den Stand seinen Projektes „Stolen Moments“, das verloren gegangene namibische Musikgeschichte wieder ans Licht beförderte, auf (ausführlicher Beitrag im Namibiamagazin 1/2013). Für eine Ausstellung in Namibia und auch in Deutschland sei er bereits in Verhandlungen, auch ein Film, Buch oder eine CD wolle man gern veröffentlichen. Zudem sei man auf der Suche nach Freiwilligen, die die Aufzeichnungen abschreiben.
Namibia als Ziel für Naturtourismus war das Thema von Dr. Klaus Wünnemann, Direktor des Heidelberger Zoos. Die touristische Infrastruktur sei im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern – wie Kenia oder Tansania – sehr gut ausgebaut. Auch die Sicherheit sei ein wichti-ger Faktor. Als Schwächen führte er Air Namibia auf – breite Zustimmung im Publikum – und die großen Entfernungen zwischen den touristischen Hauptzielen auf. Im Großen und Ganzen sei dieser Bereich aber sehr vielversprechend: „Die Landschaft Namibias ist etwas ganz Besonderes – ein Alleinstellungsmerkmal.“
Zum Abschluss gab Dr. Horst Eichler noch einen spannenden Einblick in eine Hochzeit im Norden, in einem Kraal in der Region Omusati, etwa 15 km südlich der angolanischen Gren-ze. Hier heirateten zwei aus dieser Region stammende, aber in Windhoek arbeitende Men-schen. Mit einer Fotoshow zeigte er die eindrucksvolle, von einer „Event-Firma“ organisierte Hochzeitsfeier im tiefen „Busch“. Hier sah man auf eindrückliche Weise „einerseits die in-frastrukturelle Rückständigkeit der namibischen Nordregionen und zum anderen den dort nur mit Staunen und Unverständnis erlebten Einbruch einer modernen Gesellschaft mit einer ebensolchen Lebensauffassung in ein noch hundert Jahre hinter der modernen Windhoek-Zeit zurückliegendes Sozialgefüge des Nordens“.
Eine rundum gelungene Veranstaltung, die sich hoffentlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird.
Die Veranstaltung konnte in Kooperation mit der Stadt Heidelberg und Dank des Sponsorings der Heidelberger Volksbank stattfinden.