„Schokoladenkinder“ wurden sie genannt und später die „Ossis aus Namibia“. Es sind die aus den Wirren des namibischen Freiheitskampfes in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts zu ihrem Schutz und zur Ausbildung in die damalige DDR verbrachten Kinder und Waisen schwarzer Freiheitskämpfer, die nach dem Zusammenbruch der DDR und der Gründung des Staates Namibia als „schwarze Deutsche“ in das ihnen völlig fremde „Heimatland“ zurückgebracht und einem ungewissen Schicksal überlassen wurden.
Eines dieser in die Bundesrepublik zurückgekehrten und hier glücklich mit einer weißen Deutschen verheirateten „DDR-Kinder“ war der „Stargast“ des Tages. In einem als „Talkshow“ inszenierten Gespräch mit Dr. Horst Eichler, dem Organisator und Leiter des im Spiegelsaal des Prinz Carl abgehaltenen Namibia-Tages, wussten Maxton Phillip und seine Ehefrau nicht nur von der heutigen Lage der „schwarzen Deutschen“ in Namibia, sondern auch von den bürokratischen Absurditäten des deutschen Bleiberechts zu berichten.
Den politischen Rahmen hatte zu Beginn der ganztägigen Veranstaltung der Vorsitzende des Heidelberger Migrationsrates, Michael AlliMadi, mit seinem Vortrag zur Bedeutung der panafrikanischen Union für das politische Verhältnis zwischen Europa und Afrika gesetzt. Es folgten Vorträge und Diskussionen über das in Namibia vom kulturellen Untergang bedrohte Volk der Himba (Prof. Dr. Rothfuß, Bonn) oder über die durch das HIV/Aids-Problem bedrohte soziale Situation im Norden des Landes, wo sich die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen dramatisch erniedrigt (Dr. Neumeier, Marktoberdorf).
Die brennenden Probleme der in Namibia anstehenden Landreform mit der Umsiedlung schwarzer Farmer in neue, für sie klimafremde Ansiedlungsgebiete behandelte der viele Jahre in Namibia als Leiter einer staatlichen Versuchsfarm tätige W. Lechner (Schwendi) und ein Dokumentarfilm „Windhuk 1977“ vom ehemaligen Trainer der namibischen Fußballnationalmannschaft, Dr. D. Widmann (Kleinostheim), zeigte die damaligen, zur südafrikanischen Mandatszeit selbst im Sport geltenden starren Apartheidsregeln.
Der vom Bezirk Rhein-Neckar der Deutsch-Namibischen Gesellschaft nunmehr zum achten Mal in Kooperation mit dem städtischen Agenda-Büro durchgeführte Namibia-Tag wurde in Anwesenheit der Ersten Botschaftssekretärin der Botschaft der Republik Namibia, Frau Libertina Kautwima, vom Bezirksvorsitzenden Dr. H. Eichler eröffnet. Der Tag stand unter der Schirmherrschaft des Heidelberger Oberbürgermeisters Dr. Würzner, der mit einer Grußadresse von Stadtrat E. Gund vertreten wurde.
(aus der Lokalpresse)