Vortrag von Birgit Möhring in Kooperation mit der Zoologischen Gesellschaft (ZGF) und dem Zoo Frankfurt am 03.03.2016 Möhring
Gut besucht war auch die Vortragsveranstaltung zum Nashornschutz in Namibia, die in den Räumlichkeiten des Zoogesellschaftshauses stattfand. Birgit Möhring, Nashornexpertin und Vizepräsidentin der Deutsch-Namibischen Gesellschaft e.V., berichtete vor einem sehr interessierten Publikum über die Situation der Nashörner in Namibia, die sich in den letzten Jahren dramatisch verschärft hat. Nachdem der Bestand in Südafrika regelrecht dezimiert wurde, ist nun Namibia ins Fadenkreuz internationaler professioneller und mit Hightech-Gerät ausgerüsteter Banden geraten. Die Nashorn-Wilderei weist längst Strukturen organisierter Kriminalität auf. Im vergangenen Jahr haben Wilderer mindestens 90 Tiere getötet, vorwiegend im Etosha-Park und in der Kunene-Region. In diesem Jahr entdeckte man bislang 34 Tiere, die dem kriminellen Geschäft zum Opfer gefallen sind.
Auch private Wildschutzgebiete, die vom namibischen Staat leihweise Spitzmaulnashörner als Startpopulation zur Vermehrung erhalten hatten, sind mittlerweile betroffen. Nach zunächst recht guten Erfolgen sorgte auch hier die illegale Jagd für einen Einbruch.
Die Deutsch-Namibische Gesellschaft e.V. unterstützt den Nashornschutz in Namibia seit über 20 Jahren, insbesondere in der Markierung und Ortung der Tiere in Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen. Die Ausstattung mit Sendern soll die Sicherheit der Nashörner erhöhen.
Frau Möhring zeigte beeindruckende Film- und Fotoaufnahmen von zwei Fangaktionen, die sie begleitet hat. Bei diesen Aktionen war man mit Cessna, Helikopter und Fahrzeugen unterwegs, um Nashörner zu betäuben und zu besendern. Etwa 20 Minuten Zeit hatten Tierarzt und Helfer für Blut- und Haarproben, Vermessung, Untersuchungen und Kennzeichnungsmaßnahmen sowie natürlich für das Einbauen des Senders in das Horn.
Der Nasenhornhandel ist zwar offiziell auch in den Abnehmerländern verboten, aber gerade bei der jungen reichen Generation dort gilt das Horn als Statussymbol, ähnlich wie Kokain. Daneben hält sich der Aberglaube an medzinische oder potenzsteigernde Wirkung. Der Schwarzmarktpreis für ein Kilogramm Nasenhorn, das aus dem gleichen Keratin wie menschliches Haar und Fingernägel besteht, liegt bei 60.000 US$.
Im Gespräch mit dem Publikum, das sie zum Erfahrungsaustausch aufforderte, merkte Frau Möhring an, dass es keinen goldenen Weg gebe, wie das Wilderei-Problem zu lösen sei, wichtig sei es aber sich zu vernetzen, wenn man etwas erreichen wolle. Angesprochen wurde auch die Korruption und die Tatsache, dass asiatische Diplomaten nicht kontrolliert werden. Es gebe Berichte von Spionageflügen zum Auskundschaften und von vergifteten Wasserlöchern.
Positiv für Namibia seien die relativ intakten Gemeinschaften mit guter Informationspolitik. Die Communities sollten mitteilen, wenn sie etwas Ungewöhnliches beobachten. Allerdings seien die Kommunikationswege noch zu lang. Da man auf die Hilfe der Öffentlichkeit angewiesen sei, brauche man ein stabiles Hinweisgebersystem, das sich auch lohnen müsse. So werde die Identität der Informanten geschützt und deren Belohnung als Anreiz erhöht.
Zu weiteren Maßnahmen zählen: Einheimische und Besucher besser bilden, Bildung müsse bereits am Flughafen beginnen, Wildhüter sollten besser bezahlt werden. Auch ein großer Fußtourismus würde Schutz bringen, da Präsenz von großer Bedeutung sei.
Ebenfalls diskutiert wurden diverse Lösungsansätze wie Enthornung, Luftüberwachung mit Drohnen, verstärkte Patrouillen im und an den Außengrenzen des Etosha Parks, aber auch Vorschläge wie das Vergiften der Hörner. Außerdem könne der Einsatz speziell ausgebildeteter Spürhunde zur Verfolgung der Wilderer eine Möglichkeit sein. Die Hunde selbst sind mit Sendern ausgestattet und können per GPS vom Helikopter aus verfolgt werden.
Wichtig sei auch, dass Besucher und Touristen die GPS-Funktion ihrer Kamera ausschalten, insbesondere wenn sie Bilder ins Netz stellen.