Dr. Widmann"Es war interessant, dort gelebt zu haben in einer Zeit, die spannender nicht hätte sein können." - So Dr. Widmann über die fünf Jahre, die er ab 1976 als Lehrer an der DHPS (Deutsche Höhere Privatschule) in Namibia verbracht hatte. Damals entstanden die Aufnahmen für den Film "Windhuk 1977", den er an diesem Abend im Club Voltaire in Frankfurt zeigte. Darin stellte er die namibische Hauptstadt im Hochland vor und berichtete über seinen Aufenthalt in dem südwestafrikanischen Land, das damals in Erwartung der Unabhängigkeit stand, die dann allerdings erst am 21. März 1990 vollzogen wurde.

Diverse Interviews mit Turnhallen-Politikern und anderen Personen zeugen daher von dem Vorhaben, das Land in die Unabhängigkeit zu führen. Außerdem interviewte er Arbeiter und Sportler. Denn Herr Widmann war nicht nur als Lehrer tätig, sondern trainierte auch die African Stars, eine Herero-Fußballmannschaft aus Katutura und das zu Zeiten der Apartheid und nicht eben zur Begeisterung der südafrikanischen Behörden. Schwarze mussten in Katutura leben und nach der Arbeit wieder dorthin zurück. Weiße brauchten ein Permit, wollten sie in diesen Stadtteil. Herr Widmann hatte, wie er sagte, das Glück, Zugang zu Katutura zu haben und bekam, da er sich nicht für jedes einzelneTraining ein Permit besorgen wollte, ein Dauer-Permit.

Gern erinnert sich Mr. D, wie er genannt wurde, an den 10. Februar 1977, als er das erste gemischtrassige Fußballspiel organisierte, was damals verboten war und daher als Testspiel bezeichnet wurde. Im Jahr 1980 übernahm er zudem das Training der A-Nationalmannschaft, in der sieben verschiedene Ethnien spielten. Bis heute ist er eng mit dem Fußball auf dem afrikanischen Kontinent und mit Namibia verbunden und besucht das Land regelmäßig.

Szene aus In die Zeit seines Aufenthalts fiel der Beschluss für die Öffnung der DHPS für alle Bevölkerungsgruppen sofern sie den entsprechenden Bildungsstand hatten. Er erlebte im Jahr 1978 die Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung, an denen die SWAPO nicht teilnahm, da sie nicht unter UN-Aufsicht stattfanden, und die auch von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wurden.
Nach der Filmvorführung stand Herr Dr. Widmann für Fragen zur Verfügung. Er sprach über die Probleme, die nach Erreichung der Unabhängigkeit blieben wie das nationalistische Denken der ethnischen Gruppen, wirtschaftliche Probleme und Walvis Bay, das erst vier Jahre später ins namibische Staatsgebiet eingegliedert wurde, was völkerrechtlich aber noch nicht geklärt sei.

Heute sei Windhuk viel offener und bunter geworden, und politisch gesehen scheine es stabil zu sein in Namibia. Wirtschaftlich gehe es mal rauf, mal runter, es gebe weiterhin eine große Abhängigkeit der Landwirtschaft von Regen. Weitere Themen waren der neue Hafen und die gegenwärtig hohen Grundstückspreise in Windhuk und Walvis Bay.