Das "viele Grün" in Deutschland

Das "viele Grün" in Deutschland ist Ethan als erstes aufgefallen: die Bäume rechts und links der Autobahn am Frankfurter Flughafen. Dabei gibt es doch deutlich grünere Flecken bei uns im Land. In Frankfurt haben wir unseren 16-jährigen Gastschüler aus Windhoek am 26. Mai 2012 in Empfang genommen. Ethan Pieters kam mit einem kleinen Koffer im Schlepptau, begleitet von Gerold Dreyer, dem zweiten Gewinner des NaDS/GZ-Sprachwettbewerbs.

Es war 8 Uhr morgens und wir hatten genügend Zeit, den Heimweg nach Essen anzutreten. So legten wir einen Teil der Strecke nicht auf der A 3, sondern auf der beschaulichen Bundesstraße am Rhein zurück. Von Wiesbaden fuhren wir über Rüdesheim, Kaub und die Loreley nach St. Goarshausen. Ethan war zwar noch müde, aber dennoch angetan vom größten deutschen Fluss, vor allem, als wir mit dem Auto auf die Fähre hinüber nach St. Goar fuhren. Auf der anderen Rheinseite ging es weiter über Boppard bis nach Koblenz zum Deutschen Eck, wo die Mosel in den Rhein fließt. Wilhelm II., in Namibia allgegenwärtig, thront hier über den beiden Flüssen, und Ethan ließ sich gern vor dem eindrucksvollen Denkmal fotografieren.

In Essen angekommen hat sich Ethan erst einmal mit dem unbekannten deutschen Geld und dem Umrechnungskurs beschäftigt. Er hatte sich vorgenommen, ein neues Handy, Kleidung und viele Souvenirs für seine Freundinnen, Freunde und Verwandten zu kaufen. Gleich am nächsten Tag suchte er sich bei H&M vier Hemden, eine Hose und einen Pullover aus. Außerdem kaufte er sich eine Telefonkarte mit Spezialtarif nach Afrika und telefonierte sofort in den ersten zwei Tagen die erste 10-Euro-Karte leer, weil er so viele Menschen aus seiner Familie anrufen wollte. Spielend wechselte Ethan bei den Gesprächen zwischen Englisch, Afrikaans und Nama hin und her. Deutsch sprach er auch gut.

Zwei Tage lang ging Ethan mit unserer Tochter Laura (16) zur Schule. Der Unterricht gefiel ihm aber nicht so gut, denn schließlich hatte er eigentlich gerade Schulferien. Uns war nur wichtig, dass er einmal erlebt, wie es in einer deutschen Schule zugeht und wie die Schüler und Lehrer sich verhalten, so dass wir ihn nach zwei Schultagen nicht mehr überredet haben mitzugehen und ihn stattdessen ausschlafen ließen. Ethan hatte seinen eigenen Laptop mitgebracht und war sehr daran interessiert, auf Facebook Fotos hochzuladen, weil alle seine Freunde wohl in Namibia nur darauf warteten, ihn in Deutschland zu sehen.

Wir haben Ethan viele Sehenswürdigkeiten in unserer Stadt Essen gezeigt, zum Beispiel den Dom in der Innenstadt, das Rathaus, die alte Siedlung Margarethenhöhe, die Villa Hügel von Alfred Krupp und den Baldeneysee. Wir waren auch bei einer Maibaumfeier, bei einer Oldtimerrallye und haben Pizza gegessen. Am Sonntag haben wir den Gottesdienst in unserer evangelischen Gemeinde besucht. Ethan, der in Namibia sehr in der Kirche engagiert ist, hatte sich zu diesem Anlass besonders fein angezogen. Anschließend war er ziemlich enttäuscht über die wenigen Gottesdienstbesucher. „Bei uns in Namibia ist die Kirche immer voll“, so sein Kommentar. Ein Höhepunkt für Ethan war der Besuch des Kölner Doms. Auf der Treppe vor der Kathedrale ließ er sich besonders gern fotografieren, außerdem kaufte er in der Stadt weitere Souvenirs für seine Freunde, zum Beispiel T-Shirts und Parfüm.

Ethan mit GastelternEthan mit Gasteltern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 5. Mai haben wir Ethan in den Zug nach Leipzig gesetzt, wo er von Familie Siebert in Empfang genommen wurde.

Katrin Martens/Olaf Kudling (Essen)