Brandberg...so lautete der Titel des Vortrags von Dr. Tilman Lenssen-Erz am 4. Dezember bei der letzten Veranstaltung  des Jahres 2012 der DNG Rhein-Main, die in der Universitätsbibliothek in Frankfurt stattfand. Der Vortrag beruht auf seinem Projekt, das zum Ziel hatte, die Felskunst des Brandbergs, wie sie von Harald Pager im Auftrag des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Uni Köln dokumentiert wurde, zu publizieren.

Rund 50.000 Felsbilder finden sich an etwa 1.000 Stellen des Brandbergs, bzw. Daureb, des höchsten Felsmassivs Namibias. In seinem reich bebilderten Vortrag, der wie die verschiedenen Abteilungen eines Museum gegliedert war, erläuterte Herr Lenssen-Erz die Bedeutung des Brandbergs für die urprünglichen Bewohner, die als Jäger-Sammlergruppen vor zwei- bis viertausend Jahren die Felsen des Berges mit ihren Malereien schmückten. Der Berg war Teil ihrer Lebenswelt, nicht nur "Leinwand" für ihre Bilder, ein Wissensspeicher, der die Lebenswirklichkeiten abbildete. Die Bilder zeigen Menschen in Bewegung, seltener Tiere,   kaum Jagdszenen, dafür aber die Auseinandersetzung mit der Umwelt beispielsweise in Darstellungen einzelner Regenereignisse und dem Verhalten der Tiere in diesen Situationen. Daneben finden sich auch Abbildungen jenseits der realen Lebenswelt und von zeremoniellen Handlungen, und es wird deutlich, dass das Malen ein bedeutender Bestandteil der Riten war. Die Felskunst war ein öffentliches Phänomen, an der alle Mitglieder teilhaben konnten. Über die Maler erfährt man, dass sie in kleinen Gruppen lebten, sehr mobil waren und sie häufig rituelle Handlungen vornahmen. Die Ideale der damaligen Gesellschaft waren Gemeinschaft, Gleichheit und Mobilität.

Naturmuseum BrandbergHerr Lenssen-Erz berichtete auch über Harald Pager, der fast acht Jahre lang am Brandberg lebte und bis zu seinem Tod 1985 rund 43.000 Felszeichnungen dokumentierte. Diese konnten dann später in sechs wissenschaftlichen Katalogen veröffentlicht werden.

Heute ist es der Tourismus, der sich den Berg aneignet und auch eine Einnahmequelle bietet. So gibt es Handwerkskooperationen für die Herstellung von Souvenirs, außerdem werden Führerinnen und Führer ausgebildet und geschult. Doch auch negative Folgen sind sichtbar. Das Berühren der Zeichungen hat Spuren hinterlassen und dazu geführt, dass die bekannteste Felsmalerei, die ´Weiße Dame´ zeitweise nur "hinter Gittern" zu bewundern war. Seitdem die Besuche nur noch mit Führer möglich sind, reicht jedoch ein Geländer als Schutz.

An den spannenden und informativen Vortrag schloss sich ein Stammtisch an, bei dem die anregenden Gespräche fortgesetzt werden konnten.