"Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Angesicht der Welt verändern."

Jutta RohwerJutta RohwerMit diesem afrikanischen Sprichwort schloss Jutta Rohwer ihren Dank für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande aus der Hand des damaligen Botschafters Dr. Hanns Schumacher am 10. Dezember 1995.

Das Angesicht der Welt verändern, es freundlicher, menschlicher, gerechter zu gestalten: dafür hat Jutta Rohwer gelebt. Jutta Rohwer, geborene Knapp, wurde am 1. April 1941 in Thüringen geboren. Dort hat sie die ersten neun Jahre ihres Lebens verbracht. 1950 gelang die Flucht in die Bundesrepublik - ohne ihren Vater, der erst als Spätheimkehrer aus russischer Gefangenschaft zurückkehrte.

Die Schule schloss sie mit der Mittleren Reife ab, sie erwarb das Cambridge Certificate in Englisch und wurde in London zur Krankenschwester ausgebildet. 1964 besuchte sie ihre Schwester in Windhoek und lernte dabei ihren späteren Ehemann, Jochen Rohwer, kennen. Am 19. März 1965 wurden die beiden in der Christuskirche in Windhoek getraut.

Im Oktober 1966 und im Oktober 1972 kamen ihre Töchter Anja und Nadja zur Welt. Zwischen 1964 und 1978 hat Jutta Rohwer mit kurzen Unterbrechungen im Katholischen Hospital als Krankenschwester gearbeitet. In dieser Zeit wurzelte manche Freundschaft, u.a. mit Schwester Berlindes, der älteren Generation noch in respektvoller Erinnerung.

Von 1980 bis 1992 arbeitete sie beim Roten Kreuz, bis 1986 als Sekretärin, danach als Direktorin. Während dieser Zeit rief sie ihre ersten Projekte ins Leben: die Schulspeisung mit einer warmen Mahlzeit für bis zu 8.500 Kinder, das Rote Kreuz Wohlfahrtsbüro mit einem Gemeinschaftszentrum, beides in Katutura, das Khomasdal Seniorenzentrum, das Spitzkoppe Zentrum, die Rote Kreuz Kindertagesstätte in Windhoek, Zentren in Rehoboth und im Ovamboland.

1991 wurde sie für ihr humanitäres Engagement vom Institute of Marketing Management mit einem Special Award ausgezeichnet. 1993 war Jutta Rohwer Gründungsmitglied der Oasa Taradi Frauen-Kooperative, einer Art Heimindustrie für landestypische Handarbeiten. Danach konzentrierte sie sich auf die Einrichtung, die Betreuung, und die Unterhaltung von Kindergärten in Okahandja Park, einem der beiden informellen Gebiete Katuturas.

Daneben zählen heute zu den von ihr initiierten Projekten das Dolam Children House, das Oponganda Centre, die Special Olympics, der Aids Waisen Trust, die Brückenschule, der Schulfonds und die Aids Frauengruppe Okahandja Park. Die Einrichtung einer weiteren Suppenküche und eines Fußballplatzes in Kilimandscharo, dem zweiten informellen Gebiet Katuturas, war ihr letztes Werk. Die Sorge für ihre Projekte hat ihre Gedanken bis zuletzt beschäftigt.

Am 16. Januar 2009 ist Jutta Rohwer ihrer schweren Krankheit erlegen. In ihrem Werk lebt sie fort.

Die Deutsch-Namibische Gesellschaft hat mit Jutta Rohwer seit Jahren eng zusammengearbeitet. Unsere Gesellschaft wird dabei helfen, die von ihr begonnenen Projekte fortzuführen.

Edith Döbbert, Mitglied im Hauptvorstand der DNG e.V.