Das DNG Namibia-Seminar vom 21. - 23. Oktober 2011 in Göttingen

Mit über 100 Teilnehmern war es wieder eine gut besuchte Veranstaltung: Das alljährliche Namibia-Wochenend-Seminar der Deutsch-Namibischen Gesellschaft (DNG), diesmal in Göttingen.

Organisiert und geleitet von DNG-Präsident Klaus A. Hess wurde ein interessantes Programm geboten. Am informellen Vorabend berichtete Prof. Dr. Uwe Jäschke unter der Überschrift "Bäume, Sand und Elefanten - Eine Fahrt in den Nordosten" über eine zweiwöchige Exkursion in den abgelegenen Khaudom-Nationalpark, der nur schwierig zu erreichen ist. Jetzt im August waren dort größere Flächen abgebrannt, teils von der Parkverwaltung gelegt. Die Tränken funktionierten, die für die große Zahl von Elefanten dort wichtig sind.

Den Seminarreigen eröffnete Heiko ScHeiko SchwiderowskiHeiko Schwiderowskihwiderowski, Referatsleiter für Afrika beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Berlin, mit dem Thema "Was bietet Namibia im wirtschaftlichen Umfeld der SADC?" Er beleuchtete wesentliche Wirtschaftsfaktoren der SADC-Region, in der er viele Lichtblicke sieht, und bewertete die Nachbarstaaten Namibias mit insgesamt positiven Tendenzen. Speziell zu Namibia bedauerte er, dass die aktuelle Debatte zur Schädel-Rückführung die deutsch-namibischen Beziehungen dominiert und in den Medien andere Aspekte überlagert. Bisher gebe es auch kaum Anstöße für bilaterale Wirtschaftsabkommen. Ein "Leuchtturm" sei nach wie vor die Investition der Fa. Schwenk mit dem Ohorongo Zementwerk bei Otavi. Daneben gebe es einige Investitionen in "Nischen" wie Automobilzulieferindustrie, erneuerbarer Energie und im Tourismus. Ein künftiges "Megathema" könnten die 12 Mrd. Barrel Ölvorkommen vor Namibias Küste werden, die dort exploriert werden - fast genauso viel wie das Potential Angolas.

Pastor Walter MoritzPastor Walter MoritzPastor Walter Moritz berichtete über das Leben des Missionars Johann Hinrich Schmelen, der vor 200 Jahren als einer der ersten Missionare in das frühere Südwestafrika kam. Noch heute steht das "Schmelen-Haus" in Bethanien, 1814 erbaut. Mit seiner einheimischen Frau Zara übersetzte er Teile der Bibel in die Nama-Sprache und legte einen Grundstein für deren Verschriftung. Mit Bildern und einer kleinen Ausstellung illustrierte Pastor Moritz das Leben Schmelens.

Michael SchnurrMichael SchnurrIn einem Film schilderte sodann der Journalist und Filmemacher Michael Schnurr das Leben in "Otjikondo - eine Farmschule in Namibia". Die Schule, zwischen Kamanjab und Outjo gelegen, hat gerade ihr 20-jähriges Bestehen feiern können. Gegründet wurde sie vom Ehepaar Stommel, er war ein katholischer Ordensmann und sie eine englische Adlige, die sich auf einer gemeinsamen Reise in Südafrika kennen gelernt hatten. Über ihr Leben hat Michael Schnurr auch ein Buch geschrieben.

Dr. Dag HenrichsenDr. Dag HenrichsenEinen ganz anderen Blick in die Geschichte richtete Dr. Dag Henrichsen aus Basel, seit Jahren als Historiker in den Basler Afrika Bibliographien und Namibia Resource Center tätig. Anhand von Aufzeichnungen des seinerzeit bekannten Windhoeker Anwalts Israel Goldblatt zeigte er auf, in welchem Umfang in den 1960er Jahren Kontakte und Gespräche zwischen Weißen und politisch engagierten Schwarzen unter der Apartheid-Ära möglich waren. Die Spielräume waren begrenzt durch den südafrikanischen Geheimdienst, aber auch die "weiße" Gesellschaft.

Ein dauerhaft wichtiges Thema ist die Landreform in Namibia. Hierzu hatte der Filmemacher Thorsten Schütte vor drei Jahren den Film "Land Matters" gedreht, der unkommentiert die verschiedenen Sichtweisen, Erwartungen und Probleme darstellt, die langjährige "Altfarmer", meist weiß, und verschiedene Gruppen von schwarzen "Neufarmern" über das Miteinander und die Zukunft haben. Ziel ist es, den notwendigen Dialog zu befördern. Neben anderen Organisationen hatte auch die DNG die Produktion des Filmes unterstützt.

Dorina Chriszelda MuenjoDorina Chriszelda MuenjoNach dem Film berichtete Dorina Chriszelda Muenjo aus Windhoek, derzeit Stipendiatin an der Bucerius Law School in Hamburg, über die Erfahrungen bei den Filmaufnahmen und den anschließenden vielfachen Vorführungen in Farmervereinen. Sie hat über diese Erfahrungen mit Unterstützung der GIZ eine Studie erstellt, die über die Homepage des Films auch abgerufen werden kann. Insgesamt fiel die Resonanz in den Regionen unterschiedlich aus, aber viele wichtige Diskussionen wurden angestoßen.

Birgit MöhringBirgit MöhringSehr eindrucksvoll auch durch die mediale Unterstützung mit Videoaufnahmen und Bildern schilderte schließlich die DNG-Vizepräsidentin Birgit Möhring, im Vorstand für Naturschutzbelange zuständig, ihre Begleitung von zwei Nashorn-Fangaktion in Namibia im ersten Halbjahr 2011. Es ging dabei darum, den Tieren spezielle Sender in das Nasenhorn einzusetzen, um Schutzmaßnahmen zu optimieren. Derzeit hat die Nashorn-Wilderei im südlichen Afrika dramatisch zugenommen. Bei dieser Gelegenheit jetzt wurde auch die druckfrische Broschüre "Nashornschutz in Namibia" vorgestellt, die zum Thema weitere interessante Auskunft gibt. Sie kann im Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angefordert werden.

Klaus A. HessKlaus A. HessLeider hatten sowohl das Namibia Tourismus Büro in Frankfurt als auch die namibische Botschaft ihre Teilnahme am Seminar kurzfristig wegen Terminkollisionen abgesagt. Die zeitliche "Lücke" konnte aber gut ausgefüllt werden mit einer Verlängerung der DNG-Mitgliederversammlung sowie abschließend einem ausführlichen Bericht des DNG-Präsidenten Klaus A. Hess zum Vorlauf und Ablauf des einwöchigen Aufenthalts der namibischen Delegation, die Ende September in Berlin war zur Rückführung von 20 Schädeln aus den Beständen der Charité. Die dabei entstandenen Dissonanzen hatten inzwischen auch zu Irritationen in den offiziellen deutsch-namibischen Beziehungen geführt.

Abschließend äußerten sich die Teilnehmer wieder sehr zufrieden mit den Themen und Gesprächen bei diesem Seminar.

Teilnehmer im Kongresshotel Best Western Parkhotel Ropeter in GöttingenTeilnehmer im Kongresshotel Best Western Parkhotel Ropeter in Göttingen