Dead River"Dead River", "Rider Without a Horse" und "Melodies of the River" - Drei Kurzfilme in Kooperation mit dem Mal Seh´n Kino in Frankfurt am 29.07.2015

Dieser Filmabend war dem namibischen Filmemacher Tim Hübschle gewidmet, einem der renommiertesten und einem der wenigen weißen Filmemacher in Namibia. 1978 in Reutlingen geboren, beendete er die Schule in Windhoek und studierte dann englische und deutsche Literatur sowie Film-Theorie in Kapstadt. Er drehte TV-Dokumentationen für den Sender NBC, produzierte Werbung und Musik-Videos und für das deutsche Fernsehen "Das Waisenhaus für wilde Tiere". Sein Herz hat er allerdings an die narrative Kraft der Kurzfilme verloren.

In RIDER WITHOUT A HORSE (2008) erwacht der über hundert Jahre alte koloniale Reiter im heutigen, unabhängigen Namibia zum Leben. Er steigt während der Rider Without A HorseUnabhängigkeitsfeierlichkeiten von seinem Podest, wird mit dem konfrontiert wofür er steht - und beschließt es zu ändern.

DEAD RIVER (2012) spielt zur Zeit der Apartheid in Namibia. Er handelt von der verbotenen Freundschaft zwischen dem Sohn eines Farmarbeiters und der Tochter des Farmbesitzers, die sich durch ihr Flötenspiel am Grab ihrer Mutter kennenlernen. Der Vater will die Freundschaft verhindern und schickt seine Tochter auf ein Internat. Als junge Frau kehrt Lisa noch vor Ende der Apartheid auf die Farm zurück, wo sie David wiedertrifft. Da ihr Vater droht David zu töten, warnt sie ihn und gibt ihm eine Waffe. Mit dieser wird ihr Vater später erschossen. Lisa muss das Land zu verlassen. Erst viele Jahre später kommt sie wieder heim. Für Dead Riversie ist es eine Reise in die Vergangenheit und eine Suche nach der Wahrheit. Sie besucht die Gräber am Dead River, trifft David wieder und erfährt, dass er aus Notwehr gehandelt und nie sein Versprechen gebrochen hatte. Sie begreift, dass man die Vergangenheit nicht ungeschehen machen kann, sondern nur die Zukunft ändern kann. Am Ende kann sie auch ihrem Vater verzeihen.

Der Cutter dieses Kurzfilmes, Haiko Boldt, begleitete den gesamten Produktionsprozess mit seiner Kamera. Daraus entstand sein Kurzfilm MELODIES OF THE RIVER (MAKING OF), der einen interessanten Einblick in die Hintergründe und die Herausforderungen des Drehs und allgemein des Filmemachens in Namibia gibt. Die größte Herausforderung war das begrenzte Budget. Da ein längerer Zeitraum abgebildet wurde, mussten einige Personen von verschiedenen Darstellern gespielt werden, die Umgebung musste angepasst werden und das Farmgebäude mit der Zeit heruntergekommen wirken. Außerdem standen alle mitwirkenden Schauspieler erstmals vor der Kamera. Technische Probleme ließen sich nicht immer vermeiden und zudem gab es überraschend starke Regenfälle, die irgendwie in den Film eingebaut werden mussten.

Im Anschluss bestand in den gemütlichen Räumlichkeiten des Kinos wieder die Möglichkeit zu einem ungezwungenen Austausch über den Film und persönliche Erfahrungen in Namibia.